Die transnationale Bewerbung um das Europäische Kulturerbe-Siegel des Cisterscapes-Projekts „Cistercian landscapes connecting Europe“ unter Federführung des Landkreises Bamberg als Träger und Initiator wurde am 23. November bei Staatsminister Bernd Sibler, Bayerisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst eingereicht.
Kunstminister Bernd Sibler betont: „Ich freue mich sehr über diese Bewerbung, denn das Projekt Cisterscapes ist wirklich einzigartig. Noch nie haben sich so viele Stätten in unterschiedlichen Ländern zusammengeschlossen, um in einem transnationalen Projekt ihr gemeinsames Kulturerbe sichtbar zu machen. Diese Bewerbung zeigt also: Unser gemeinsames europäisches Kulturerbe verbindet uns. In Zeiten von Europaskepsis oder gar Europafeindlichkeit ist es besonders wichtig, dass die Bedeutung Europas und seiner fundamentalen Werte sichtbar gemacht wird. Genau dies leistet das Kulturerbe-Siegel, indem es den Zugang zum europäischen Kulturerbe erleichtert und den interkulturellen Dialog fördert. Ich danke daher den Beteiligten für ihr großartiges Engagement, allen voran dem Landkreis Bamberg und dem Landesamt für Denkmalpflege.“
Zusammen mit allen 17 Partnerstätten ist das Projekt „Cisterscapes – cistercian landscapes connecting Europe“ im Rennen um das Europäische Kulturerbe-Siegel. Am 23. November übergab Landrat Johann Kalb mit Vertretern des wissenschaftlichen Beirats und dem Cisterscapes-Projektteam die 500 Seiten starke Bewerbung persönlich an Staatsminister Bernd Sibler. Außerdem erhielt der Staatsminister einen Geschenkkorb mit besonderen Spezialitäten aus den beteiligten Klosterlandschaften sowie einen Laib Brot in Form der Cisterscapes-Rosette, das eigens für den Termin von der Bäckerei der JVA Ebrach gebacken wurde.
Vor der finalen Entscheidung, ob die Zisterzienserlandschaften das Siegel erhalten, hat die Bewerbung allerdings noch einen langen Weg vor sich. Vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst wird sie am 30. November an die Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) weitergeleitet. Dort erfolgt eine umfangreiche Prüfung und Evaluierung durch ein Expertengremium. Auf dieser Grundlage entscheidet die KMK bis spätestens Anfang 2023 über die Berücksichtigung von „Cisterscapes“ im Rahmen der nationalen Vorauswahl. Bei einer positiven Entscheidung und Vorlage an die EU-Kommission als transnationale Stätte wird der Antrag im Anschluss eingehend durch eine europäische Fachjury geprüft, die finale Bestätigung erfolgt schließlich durch die Europäische Kommission.
Landrat Johann Kalb unterstrich bei der Übergabe nochmals: „Unsere wichtigste Aufgabe ist die Verbindung Europas, und dafür engagieren wir uns über die Grenzen hinweg mit unseren Partnern seit 2018. Die Arbeit an der größten transnationalen Bewerbung in der Geschichte des Siegels wurde nun in einem ersten Schritt erfolgreich auf den Weg gebracht“.
Neben der Europäischen Dimension legt die EU vor allem Wert auf Bewusstseinsbildung, Vermittlung und Austausch sowie Vernetzung. Und damit schließt sich der Kreis zur Bedeutung des Zisterzienserordens, steht er doch seit seiner Gründung im Jahr 1098 für die europäische Vernetzung eines effizient agierenden Verbundes. Ausgehend vom Mutterkloster Citeaux und dessen vier Primarabteien verbreitete sich der Orden erfolgreich über ganz Europa. Als erste rechtsrheinische Gründung von Morimond wurde die Zisterze Ebrach 1127 gegründet, deren historische Kulturlandschaft sich heute über die fünf Landkreise Haßberge, Kitzingen, Lichtenfels, Neustadt/Aisch und Schweinfurt erstreckt.
Die finale Rückmeldung der Europäischen Kommission, ob die Bewerbung von Erfolg gekrönt ist, erfolgt erst zu Beginn 2024.
Bis zur Verleihung des Siegels im Jahr 2024 werden schon seit 2019 gemeinsame transnationale Kooperationsprojekte umgesetzt, u.a. die Konzeption des Europäischen Fernwanderweges „Weg der Zisterzienser“, gefördert unter anderem durch LEADER-Mittel. „Die geplanten Maßnahmen tragen ganz unmittelbar auch zur Stärkung des ländlichen Raums bei, die Weichen für die kommenden Jahre werden bereits jetzt gestellt“, stellte Landrat Johann Kalb abschließend fest.
Zukünftig geht es darum, ausgehend vom Hauptort Ebrach die gesamte Klosterlandschaft Ebrach in ihrer Vielfalt einer interessierten Öffentlichkeit aus dem In- und Ausland zu vermitteln. Dabei sollen verstärkt auch die „Außenstellen“ bespielt werden, die bis 1803 „ebrachisch“ waren: Allen voran die die Orte der Amtshöfe in Oberschwappach, Burgwindheim, Mainstockheim oder Sulzheim, aber auch prägenden Landschaftselemente selbst wie Altstraßen, Weinbergterrassen, Weiherketten und vieles mehr. Spuren klösterlicher Prägung gibt es zahlreiche, sie gilt es zu entdecken und zu erleben. Die EKS-Auszeichnung bedeutet für alle beteiligten Regionen einen nachhaltigen touristischen und damit auch wirtschaftlichen Mehrwert.
Das Projekt „Cisterscapes – Cistercian landscapes connecting Europe“ zur Vorbereitung der Bewerbung und Inwertsetzung von Klosterlandschaften wird gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums (ELER), durch die Stiftung der Sparkasse Bamberg zur Förderung von Kunst, Kultur und Denkmalpflege, die Oberfrankenstiftung sowie das Erzbistum Bamberg, das Bistum Würzburg und das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege. Kooperationsmittel kommen auch aus den Partner-Landkreisen Haßberge, Kitzingen, Lichtenfels, Neustadt/Aisch, Schweinfurt und Tirschenreuth sowie aus den Städten Lichtenfels und Waldsassen. Informationen zum Projekt unter www.cisterscapes.eu